1/00 Übergänge - Leseprobe
Johanna Rolshoven
Gefährliche Übergänge
Exkurs über Freuden, Gefahren und gesellschaftliche Nützlichkeit des 'Passagenraumes'
Für Maks!
"Ich entsinne mich noch des Schauers, den mir in der Knabenzeit das Wort Durchgang einflößte. In den Büchern, die ich damals verschlang, war der dunkle Durchgang gewöhnlich die Stätte mörderischer Überfälle, von denen hinterher eine Blutlache zeugte, oder doch zum mindesten die passende Umwelt zweifelhafter Existenzen, die darin beisammen standen und ihre düsteren Pläne berieten." Siegfried Kracauer
'Das Schicksal des Überganges ist es, übergangen zu werden' - so hat es einmal der Basler Volkskundler Marius Risi in einer Übung zum Thema humorvoll auf den Punkt gebracht. Der Übergangsbegriff befand sich lange Zeit weder im Vordergrund des wissenschaftlichen noch des gesellschaftlichen Interesses. Auch die "Rites de Passage", das Hauptwerk des französischen Gelehrten Arnold van Gennep , das zu den grundlegenden Begriffsbildungen in Volkskunde und Ethnologie zählt, hat in die Annalen der Fachgeschichtsschreibung nur marginal Eingang gefunden. Eine derzeit vermehrte Thematisierung von Übergängen, wie sie sich auch im Motto dieser Kuckuck-Ausgabe niederschlägt, mag mit bestimmten Veränderungen unserer Lebensweise und ihren historischen Umständen zusammenhängen. Die Jahrhundert- und Jahrtausendwende löst Ängste aus und eine vermehrte Reflexion über das Phänomen der Veränderung.