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Die frühen Kulturanthropologen haben die Problematik des Übersetzens vernachlässigt und den Zusammenhang von Sprache und Kultur lange Zeit wenig beachtet. Ein Paradigmenwechsel hat zur Beachtung der Frage nach der Übersetzbarkeit von Kultur geführt. Neue methodische Wege des Beschreibens, Verstehens und Analysierens haben einen sensibleren Zugang zum „Anderen“ eröffnet. Das „Andere“ ist auch das „Andere“ in der eigenen Kultur, das auch der Über-setzung in einen verständlichen Kontext bedarf.
 
Übersetzen zwischen den Kulturen ist auch in den Übersetzungswissenschaften zu einem wichtigen Thema geworden. Michaela Wolf gibt einen Überblick über momentane Strömungen und plädiert für ein weites Kultur- und auch Übersetzungskonzept, das den Blick auf polykulturelle Verknüpfungen und Fragmentierungen lenkt. Der Beitrag von Ina Maria Greverus lotet die Bedeutung von Übersetzung für unsere eigene Disziplin in all ihrer Tragweite aus. Sie nimmt das Bild des Fährmanns, des Über-setzers, um die Problematik des Übersetzens von Kultur auch vor ihrem ganz persönlichen biographischen Erfahrungshintergrund darzustellen. Sie postuliert Übersetzen als Prozess mit allen Sinnen.
 
Missverständnis und Unverständnis zwischen einzelnen Wissenschaften resultieren aus einer zu spezifischen Sprache und der Verschiedenheit der Denkmodelle. Diesem Phänomen wirkt Maria Nicolini durch ihre Forschungen zu Inter- und Transdisziplinarität entgegen. Sie hat zum Thema Übersetzen zwischen den Disziplinen mit KollegInnen eine Collage zur Thematik verfasst, die unterschiedliche Probleme auf zum Teil humorvolle Weise aufzeigt.
 
Bild-Übersetzungen thematisiert Helge Gerndt, und zwar am Beispiel von politischen Karikaturen aus einer Tageszeitung. Der Beitrag diskutiert die Frage, ob Bilder jenseits der Sprache Inhalte übersetzen und Hindernisse wie Sprachbarrieren überwinden können oder im spezifischen kulturellen Rahmen bleiben müssen. Auch wenn man vom Begriff „Manga“ noch nie gehört hat, spätestens bei den Abbildungen wird klar, dass diese Art von Comic auch in Westeuropa durchaus ihre Verbreitung hat. Sebastian Keller gibt wichtige Hintergrundinformationen und „spielt“ mit der Rezeption sprich Übersetzung durch den/die westliche/n Leser/in.
 Wie verläuft ein Übersetzen zwischen den Zeiten? Retrotrend, Remake oder Nostalgie: Verklärungen der Vergangenheit sind uns aus der eigenen Fachgeschichte nicht fremd. Lutz Hengst untersucht aktuelle Trends und ihre unterschiedlichen ProtagonistInnen, die Bezüge auf die 1960er, 70er und 80er Jahre favorisieren. Sarah Juriewicz beschreibt mit einem Blick nach „innen“ die Arbeit in einem arabischen Fernsehsender, der über Deutschland berichtet. Sie thematisiert die journalistische kulturelle Übersetzungsproblematik vor einem aktuellen politischen Hintergrund. Ulrike Körbitz verweist auf die Übersetzungsproblematik im therapeutischen Prozess, wenn die Beteiligten sich muttersprachlich nicht verständigen können, sich also „doppelt fremd“ gegenüber stehen und ihren Dialog über eine dritte Person laufen muss.
 
Der Beitrag von Angela Moré nimmt aus psychologischer Sicht auf ein Thema Bezug, dem auch aus kulturanthropologische Perspektive mehr Aufmerksamkeit gebührte, geht es doch um die Übersetzung bzw. Übertragung von Erlebnissen zwischen den Generationen. Die Formel „Übersetzung bzw. Übertragung“ ist ein weiteres Moment für die Schwierigkeit einer fachübergreifenden Verständigung. Am Schluss des aktuellen Kuckuck stellt Judith Laister den dritten Band des „Voyage-Projekts“ von Ina Maria Greverus vor und gibt einen Einblick in das Konzept einer ästhetischen Anthropologie.
 
Für die graphische Gestaltung des vorliegenden Heftes konnten wir die Grazer Künstlerin Hermi Brandner gewinnen. Die Abbildungen entstammen ihrem aktuellen Kunstprojekt „Logos/Mandalas/Zwischen Welten“, das sich mit der aufmerksamen Wahrnehmung eines an und für sich banalen Alltags- und Gebrauchsgegenstandes beschäftigt – nämlich des Kanaldeckels. Kanaldeckel verbinden und trennen zwischen Oberwelt und dem unterirdischen Netzwerk. Die international angelegte Suche nach geeigneten Objekten lässt auf eine beinahe kulturanthropologische Dimension in den Arbeiten der Künstlerin schließen.
 
Adelheid Schrutka-Rechtenstamm